Michaela (29) litt nach der Entbindung ihres ersten Sohnes unter Inkontinenz. Lange zögert sie und sprach das Problem auch ihrem Frauenarzt gegenüber nicht an. Es war ihr peinlich. Auch ihr Mann erfuhr nichts davon. Erst als der Leidensdruck zu groß wurde, vertraute sie sich ihrem Frauenarzt an. Er empfahl ihr eine Biofeedbacktherapie. Wie ihre Erfahrung mit einem Beckenbodentrainingsgerät ist, wem sie es empfehlen würde und ob die Krankenkasse die Kosten für die Therapie übernommen hat: Das teilt sie hier in einem sehr persönlichen Erfahrungsbericht.
Inkontinenz nach langer Austreibungsphase
Die Geburt unseres Sohnes dauerte 18 Stunden. Zwischendurch wollte ich wirklich schon aufgeben und wünschte mir nur noch den Kaiserschnitt. Ich presste und presste, doch nichts geschah. Am Ende musste der Arzt mit einer kleinen Saugglocke nachhelfen. Dem Kleinen ging es zum Glück gut. Ich brauchte einige Zeit, um mich von den Geburtsverletzungen, die beim heftigen Ziehen des Kindes entstanden waren, zu erholen. In den Tagen nach der Entbindung hatte ich Probleme, Harn und Stuhl zu halten. Alles da unten fühlte sich taub und unkontrollierbar an. Das machte mich total fertig. Doch nach einigen Tagen kehrte das Gefühl zurück und ich gewann langsam wieder Kraft im Beckenboden.
Pipi im Höschen trotz Rückbildungstraining
Um wieder zur alten Form zurückzukehren und den Körper bei seiner Rückbildung zu unterstützen, machte ich bei meiner Hebamme einen Rückbildungskurs. Obwohl es mir insgesamt gut ging, hatte ich immer noch nach längerem Gehen das Gefühl, dass im Unterleib alles nach unten zieht. Und leider hatte ich meine Blase auch noch nicht ganz im Griff. Beim Husten, Niesen oder Lachen verlor ich immer etwas Urin. Das war mir sehr unangenehm. Vor allem hatte ich Angst, dass mein Mann das erfährt. Also entsorgte ich benutze Slipeinlagen immer schnell und unauffällig.
Was tun bei Inkontinenz
In den ersten Monaten nach der Geburt dachte ich, es sei normal, dass ich den Urin nicht mehr richtig halten kann. Aber als nach einem halben Jahr immer noch keine Besserung eintrat, wurde ich richtig verzweifelt. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und erzählte meinem Frauenarzt von meinem Problem. Dabei schaffte ich es nicht einmal „Inkontinenz“ auszusprechen. Auf keinen Fall wollte ich „inkontinent“ sein. Das klang nach alt und krank. Dabei war ich doch eine junge Frau. Zum Heulen.
Rückbildungstraining mit Physiotherapeutin
Mein Arzt nahm mich und mein Problem sehr ernst. Ich war erleichtert. Er meinte, viele Frauen nach Schwangerschaft und Geburt hätten ähnliche Probleme. Auf einmal fühlte ich mich viel weniger allein. Er verschrieb mir im ersten Schritt ein 1-zu-1 Rückbildungstraining mit einer Physiotherapeutin in Mannheim, die darauf spezialisiert ist. Obwohl ich ja schon einen Rückbildungskurs gemacht hatte, hatte ich beim Training mit der Physiotherapeutin das Gefühl, ich wisse gar nichts über meinen Beckenboden. Sie erklärte mir ausführlich, aus welchen Schichten er besteht und wie ich die einzelnen Partien richtig anspanne. Nach einigen Sitzungen hatte ich das Gefühl, wirklich Kraft im Beckenboden aufzubauen. Und ihn vor allem auch richtig zu spüren.
Beckenbodentraining hilft bei Harninkontinenz
Ich merkte, dass ich – je länger ich auch zu Hause trainierte – nur noch selten und kaum unkontrolliert Urin verlor. Wenn ich niesen musste oder etwas hochhob, spannte ich meinen Beckenboden bewusst an und konnte so die Blase super kontrollieren.
Trainingserfolg war mein Feind
Leider ruhte ich mich schon bald auf meinem ersten Erfolg aus und machte die Übungen, die die Physiotherapeutin mir gezeigt hatte, immer seltener zu Hause. Was dann geschah, kann man sich denken. Immer häufiger hatte ich wieder das Gefühl, dass es nach unten zieht. Ich hatte auch wieder häufiger Rückenschmerzen und das Schlimmste: Ich benutzte wieder heimlich Slipeinlagen. Ich fühlte mich wie eine Versagerin, weil ich nicht diszipliniert genug war, um das Training zu Hause durchzuziehen. Mir fehlte einfach die Motivation.
Arzt verschrieb Biofeedbackgerät für zu Hause
Es war mir so peinlich, aber ich musste das mit meinem Arzt besprechen. So konnte es nicht weitergehen. Wieder reagierte er total verständnisvoll und meinte, es sei wie mit dem Abnehmen: Gewicht zu verlieren sei einfach, es aber zu halten schwer. Dranbleiben sei alles beim Beckenbodentraining. Das hatte ich mittlerweile auch verstanden. Doch er ließ mich nicht hängen und verschrieb mir ein Biofeedbackgerät für zu Hause. Ich hatte noch nie etwas von so einem Gerät gehört und versprach mir nicht viel davon.
Elektrostimulationsbehandlung erleichtert Beckenbodentraining
Ich vereinbarte einen Termin mit Frau Lantzberg direkt in der Praxis meines Frauenarztes. Frau Lantzbergs Firma vertreibt das Biofeedbackgerät Lancy Femiscan exklusiv in Deutschland. Sie zeigte mir wie Femiscan funktioniert und worauf ich beim Training achten soll. Soweit so gut. Zu Hause wartete ich dann, bis mein Mann abends zum Sport ging und probierte es aus. Die Bedienung ist wirklich einfach. Ich musste nur die Kopfhörer einstöpseln und auf AN drücken, schon sprach eine freundliche, aber bestimmend klingende, Frau mit mir. Sie sagte mir, ob ich den Beckenboden anspannen oder mich ausruhen soll. Das Ganze im Wechsel und mit steigender Intensität. Das heißt, ich musste während der drei Übungseinheiten immer länger und fester den Beckenboden anspannen. Während der Übung gab mir die Stimme dann Rückmeldung, ob ich fest genug angespannt hab, oder noch „fester“ drücken soll. Am Ende der 15 Minuten kam dann das Gesamturteil „ausreichend“.
Stimme per Kopfhörer motiviert
Diese schlechte Wertung wollte ich nicht auf mir sitzen lassen und trainierte am nächsten Morgen gleich nochmal. Doch es dauerte einige Tage, bis die Stimme mit mir zufrieden war und ich ein „gut“ bekam und weitere Wochen bis zum „ausgezeichnet“. Irgendwie blieb ich dran am Training. Ich machte es zwar weiterhin nur, wenn mein Mann nicht da war, weil es mir irgendwie unangenehm war vor ihm. Aber immerhin hatten wir mittlerweile offen über mein Problem gesprochen und er unterstütze mich voll und ganz. Und das Wichtigste: Ich ließ die Kette nicht abreißen, trainierte täglich, außer ich hatte meine Periode. Nach ungefähr drei Wochen merkte ich, dass ich keine Slipeinlagen mehr brauchte und mein Beckenboden wieder vor Kraft strotze.
Am Beckenbodentraining dran bleiben ist alles
Drei Monate später war ich wieder bei meinem Frauenarzt und berichtete von meinem Erfolg. Er motivierte mich noch mal zusätzlich, auch künftig wenigstens jeden zweiten Tag mit Lancy Femiscan zu trainieren. Das mache ich bis heute, schon acht Monate lang und bin richtig stolz auf mich. Ich habe das Gefühl, wieder Kontrolle zu haben und vor allem mehr Sicherheit. Auch meine Rückenschmerzen sind besser geworden. Übrigens hat meine Krankenkasse bis auf die Zuzahlung von 10 Euro alle Kosten für die Therapie übernommen.
Wem würde ich ein Biofeedbackgerät für den Beckenboden empfehlen
Im Nachhinein ärger ich mich etwas, dass ich nicht sofort offen mit meinem Arzt über die Inkontinenz nach meiner Schwangerschaft gesprochen hatte. Dann wäre meine Leidenszeit viel kürzer ausgefallen. Aber es ist nie zu spät wie ich selbst gelernt habe. Ich würde so ein Biofeedbackgerät allen Frauen empfehlen, die in irgendeiner Form Schwierigkeiten mit Inkontinenz oder Senkungsbeschwerden nach einer Geburt haben. Praktisch finde ich, dass ich von zu Hause aus, bequem auf der Couch oder im Bett, trainieren kann. Und am wichtigsten für mich selbst ist das direkte Feedback über Kopfhörer, weil ich dann immer genau weiß, ob ich die Übung für den Beckenboden richtig mache oder nicht. Die Bewertung am Ende jeder Übungseinheit motiviert zusätzlich, sich zu verbessern oder ein bestimmtes Niveau zu halten. Ich habe auf jeden Fall gelernt, dass man die Inkontinenz, wenn es auch nur wenige Tröpfchen sind, nicht hinnehmen muss. Ich kann etwas dagegen tun und werde das auch weiterhin.
Wir danken Michaela für ihren Erfahrungsbericht und respektieren, dass sie ihren richtigen Namen nicht angeben möchte. Wenn du Fragen an Michaela hast, stellen wir gern den direkten Kontakt her.
Medizinische Therapiegeräte sind verordnungsfähig. Die gesetzlichen Krankenkassen beteiligen sich in der Regel komplett oder mit unterschiedlichen Beträgen, die privaten Krankenkassen übernehmen häufig alle Kosten.
Wenn du Interesse an einer Biofeedback- und Elektrostimulationsbehandlung hast, sprich einfach deinen Frauenarzt darauf an. Er kann dir ein Rezept ausstellen, mit dem du die Geräte bei uns beziehen kannst. Wenn du unsicher bist oder Fragen hast, ruf mich und meine Kollegen an und wir helfen dir.