Blasenschwäche: Wenn´s mal wieder tröpfelt. Ist ungewollter Urinabgang harmlos?

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Bis man sich eine Blasenschwäche eingesteht, dauert eine Weile. Bis man sie anderen eingesteht, noch sehr viel länger. Blasenschwäche ist ein Tabuthema. Blasenschwäche – medizinisch Inkontinenz – hat Mann und Frau nicht.

Am Anfang behilft man sich mit Slip-Einlagen. Ganz normale, versteht sich. Und verdrängt. Wenn ich ehrlich bin, war mir das Thema Inkontinenz auch nicht so präsent. Was es zum Beispiel für meinen Vater bedeutet hat, wenn er mir sagte „Wenn ich muss, dann muss ich. Dann habe ich keine Zeit mehr.“ „Haja,“ habe ich gedacht, „dann geh halt gleich auf die Toilette.“ Dass er vielleicht selbst das nicht mehr geschafft hat, ist mir heute erst bewusst. Seit dem ich Birgitt Lantzberg und ihr Team bei Lancy kennen gelernt habe. Und von ihnen gelernt habe, über das Thema ganz normal zu sprechen. Quasi wie über einen Schnupfen.

Was ist Blasenschwäche? Was Inkontinenz?

Es gibt keinen Unterschied. Das Wort Blasenschwäche hat sich im allgemeinen Sprachgebrauch eingebürgert. Ist aber im Grunde genommen medizinisch falsch. Denn die Blase ist nicht unbedingt „schuld“ daran, wenn „etwas“ in die Hose geht. Das Unvermögen, Harn oder Stuhl zurückzuhalten, definiert man korrekterweise als Inkontinenz.

Inkontinenz hat viele Gesichter: Belastungs-/Stressinkontinenz, Dranginkontinenz, Überlaufinkontinenz, Mischinkontinenz. Um nur die klassischen Formen zu nennen. Und viele Ursachen. Gemeinsam ist jedoch allen, dass es für den Betroffenen sehr unangenehm ist und die Lebensqualität deutlich einschränken kann.  

Wer ist betroffen?

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Betroffen von Blasenschwäche sind Millionen Menschen. Frauen und Männer. Junge und Alte – Menschen in ihren aktivsten Lebensjahren.

Die häufigste Form ist dabei die Belastungsinkontinenz. Auch als Stressinkontinenz bezeichnet. Von Belastungsinkontinenz spricht man, wenn der Urin bei körperlicher Anstrengung bzw. unter Belastung ungewollt (= unkontrolliert) abgeht.

Sie kennen das? Man lacht, hustet, niest oder bückt sich und es geht etwas Harn ab. Durch die Druckerhöhung auf den Beckenboden ist der Harnröhrenschließmuskel nicht mehr in der Lage, die Harnröhre fest zu verschließen. Es tröpfelt.

Ursachen einer Blasenschwäche

Die Ursachen sind unterschiedlich. In den meisten Fällen lässt sich keine auslösende Erkrankung, wie z.B. ein Tumor, Multiple Sklerose, Parkinson oder ein Bandscheibenvorfall finden.

Bei einer Belastungsinkontinenz sind Frauen zugegebenermaßen häufiger Betroffen als Männer. Die Gründe liegen schlicht in der Natur der Frau. Die Stütz- und Haltefunktion des weiblichen Beckenbodens ist sehr viel stärker beansprucht, weil Frauen ein breiteres Becken haben als Männer. Dazu kommt, dass Geburten den Beckenboden schwächen können.

Während der Wechseljahre sinkt außerdem der Östrogenspiegel. Durch den niedrigeren Östrogengehalt im Blut wird das Bindegewebe in der Beckenregion dünner und die Kontraktionsfähigkeit der Harnröhre geht zurück.

Die Belastungsinkontinenz ist die am weitesten verbreitete Form der Blasenschwäche bei Frauen. Bei Männern kann sie sich z. B. nach einer Prostata-Operation zeigen.

Was kann Mann und Frau tun?

Als erstes: sprechen Sie mit Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin! Lassen Sie nicht Jahre vergehen. Blasenschwäche ist eine fortschreitende Erkrankung. Je früher sie behandelt wird, desto größer sind die Chancen, dass sie wieder (nahezu) verschwindet.

Pauschale Empfehlungen für die Behandlung gibt es dabei nicht. Sie muss individuell angepasst werden – an die Ursache, die Art und das Ausmaß der Beschwerden; und an die jeweilige Lebenssituation.

Beckenbodentraining

Vielen Patienten mit Belastungsinkontinenz hilft ein Beckenbodentraining, das die Beckenbodenmuskulatur kräftigt. Männern wie Frauen übrigens. Da es Betroffenen häufig am Anfang schwer fällt, die Beckenbodenmuskeln zu spüren und gezielt zu aktivieren, kann ein Biofeedbackgerät, z. B. Lancy FemiScan, helfen.

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Oder eine sanfte Elektrostimulation. Eine moderne und fortschrittliche Therapie wird z. B. mit dem Lancy Tibialis-Gerät durchgeführt. Bei der Tibialis-Stimulation werden indirekt die Nerven, die für die Blasen- und Beckenbodenfunktion verantwortlich sind, äußerlich, also über die Haut, stimuliert. Mehr zur Tibialis-Therapie lesen Sie hier.

Wichtig: Haben Sie Geduld. Das Beckenbodentraining sollte täglich durchgeführt werden und über einen Zeitraum von ca. drei Monaten, bis sich eine Besserung einstellt. Viele Übungen lassen sich dabei ganz einfach – und für andere unbemerkt – in den Alltag einbauen.

Die gesetzlichen Krankenkassen beteiligen sich in der Regel an der Therapie mit unterschiedlichen Beträgen, die privaten Krankenkassen übernehmen häufig die Kosten komplett. Sprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt/Ihrer behandelnden Ärztin.

Ausführliche Informationen zum Thema Belastungsinkontinenz finden Sie außerdem hier: Männer / Frauen sowie auf den Seiten der Deutschen Kontinenz Gesellschaft.


P.S. Es gibt noch eine schöne Nebenwirkung: Beckenbodentraining kann das Lustempfinden steigern. Für eine glückliche und erfüllte Sexualität.

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